Inkontinenz

Inkontinenz: Definition, Formen, Ursachen, Folgen

Inkontinenz ist für die Betroffenen ein sehr belastendes und sensibles Thema, das mit Schamgefühlen verbunden ist, aber auch den Alltag stark beeinträchtigt. Die Ursachen gestalten sich vielfältig – sei es eine Schwangerschaft, das Alter oder eine Erkrankung. Dabei wichtig zu verstehen: Inkontinenz kommt viel häufiger vor, als Sie vielleicht vermuten. Allein in Deutschland gibt es etwa 10 Millionen Betroffene. Sie sind also nicht allein mit Ihren Ängsten und Sorgen!

Was sich dahinter verbirgt, welche Inkontinenzformen, Ursachen, Folgen und Behandlungsmöglichkeiten es gibt – das und mehr erfahren Sie in diesem Beitrag.

Inhaltsverzeichnis:

 

Inkontinenz: ein Tabuthema, das keines sein sollte

Scham und Unbehagen – zwei Gefühle, die Menschen mit Inkontinenz nur allzu gut kennen. Betroffene isolieren sich oft und scheuen sich, mit anderen darüber zu sprechen und medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das ist sehr schade! Inkontinenz sollte kein Tabuthema sein – schließlich gibt es so viele Menschen, die davon betroffen sind. Indem wir sie als normales Problem anerkennen und offen über Behandlungsmöglichkeiten sowie Inkontinenzprodukte sprechen, können wir dazu beitragen, dass Sie die Unterstützung bekommen, die Sie brauchen.

 

Was ist Inkontinenz?

Bei Inkontinenz handelt es sich um den Kontrollverlust über die Blase oder den Darm, der zum ungewollten Abgang von Urin oder Stuhl führt. Meist lässt sich Inkontinenz auf eine Störung des fein aufeinander abgestimmten Systems aus Blasenmuskulatur, Schließmuskeln und Beckenbodenmuskulatur zurückführen. Die gute Nachricht: Es gibt – je nach Schwere und Form – verschiedene Therapieoptionen. Unterschieden wird zwischen Harn- und Stuhlinkontinenz, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein können.

Gut zu wissen: Inkontinenz tritt häufig als Begleiterscheinung einer Erkrankung auf. Sie gilt daher als Symptom und nicht als Krankheit selbst.

 

Anzeichen von Inkontinenz

Die Anzeichen einer Inkontinenz können je nach Art und Schweregrad variieren. Im Allgemeinen äußert sie sich wie folgt:

  • unkontrollierbarer Urinverlust
  • Stuhlschmieren oder flüssiger Stuhl in der Unterwäsche
  • plötzlicher Harn- oder Stuhldrang, ohne rechtzeitig die Toilette zu erreichen
  • Einnässen oder unwillkürlicher Stuhlgang bei körperlicher Aktivität, beim Niesen, Husten oder Lachen
  • Hautirritationen durch ständige Feuchtigkeit
  • erhöhte Infektanfälligkeit
  • Schmerzen beim Wasserlassen

Nicht immer treten alle diese Symptome auf, manche Betroffene zeigen möglicherweise nur leichte oder gelegentliche Beschwerden. Wenn Sie jedoch eines oder mehrere dieser Symptome bemerken, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Nur eine genaue Diagnose und eine geeignete Behandlung können Ihre Lebensqualität wieder verbessern und unangenehme Symptome lindern.

 

Formen von Inkontinenz

Es gibt verschiedene Formen von Inkontinenz. Die häufigsten haben wir hier für Sie zusammengefasst.

Harninkontinenz

Harninkontinenz – umgangssprachlich auch Blasenschwäche genannt – beschreibt den unwillkürlichen Urinverlust. Das bedeutet, dass Betroffene ihre Blase kaum oder gar nicht kontrollieren können. Je nach Ursache wird die Harninkontinenz in verschiedene Unterformen eingeteilt. Dazu gehören unter anderem:

  • Stress-/Belastungsinkontinenz: Diese Form tritt auf, wenn Druck auf die Blase ausgeübt wird, zum Beispiel beim Husten, Niesen, Lachen, Treppensteigen, Sport oder Heben. Frauen leiden aufgrund ihrer Anatomie häufiger darunter als Männer.
  • Dranginkontinenz: Die Betroffenen verspüren einen plötzlichen, unkontrollierbaren Harndrang, meist bei wenig gefüllter Blase. In den meisten Fällen schaffen sie es nicht mehr rechtzeitig zur Toilette.
  • Mischinkontinenz: eine Kombination aus Belastungs- und Dranginkontinenz. Es besteht also nicht nur ein ausgeprägter Harndrang, die Betroffenen verlieren zusätzlich bei körperlicher Belastung unwillkürlich Urin.
  • Reflexinkontinenz (neurogene Blase): Bei dieser Form der Blasenschwäche entleert sich die Blase reflexartig. Das Austreten des Urins erfolgt in der Regel ohne vorherigen Harndrang. Ursache dafür ist eine Störung der Signale vom Gehirn zur Blasenmuskulatur.
  • Überlaufinkontinenz: Auch bei voller Blase kann der Urin nur tröpfchenweise ausgeschieden werden. Irgendwann läuft die Blase über, wodurch ständig kleine Mengen Urin abgehen. Betroffene können einen permanenten Harndrang verspüren. Diese Form der Inkontinenz kommt häufiger bei Männern als bei Frauen vor.

 

Stuhlinkontinenz

Ist die Stuhlentleerung gestört, spricht man von einer Stuhl- bzw. Darminkontinenz. Je nach Ursache können die Betroffenen den Darminhalt nicht mehr zurückhalten.

  • muskuläre Inkontinenz: Bei dieser Form funktioniert der Schließmuskel nicht mehr richtig, der für eine kontrollierte Speicherung und Ausscheidung des Stuhls mitverantwortlich ist.
  • neurogene Inkontinenz: Wie bei der neurogenen Blase liegt eine Störung des Nervensystems vor, die dazu führt, dass Betroffene keinen Stuhldrang verspüren. Ursache sind falsche, unzureichende oder fehlende Informationen über den Füllstand des Darms, die das Gehirn nicht erreichen.
  • konsistenzbedingte Inkontinenz: Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn können eine Inkontinenz bei Frauen und Männern ebenfalls begünstigen. Diese führen zu einer erhöhten Stuhlfrequenz, die den Schließmuskel überlastet. Die Folge ist ein unkontrollierter Stuhlabgang.
 

Inkontinenz bei Frauen und Männern: Schweregrade im Überblick

Schweregrade der HarninkontinenzSchweregrade der Stuhlinkontinenz
Grad 1: leichte Inkontinenz – wenige Tropfen bis zu 100 ml Urinverlust in einem Zeitraum von 4 Stunden Grad 1: Abgang von Darmgasen, sporadisches Stuhlschmieren
Grad 2: mittlere Inkontinenz – bis zu 200 ml, nicht unterdrückbarer Harndrang, die Toilette wird nicht immer rechtzeitig erreicht Grad 2: Abgang von Darmgasen und flüssigem Stuhl
Grad 3: schwere Inkontinenz – mehr als 200 ml, Kontrollverlust über den Harndrang, Blase entleert sich nicht vollständig Grad 3: vollständiger Kontrollverlust über den Abgang von Darmgasen, flüssigem und festem Stuhl
Grad 4: sehr schwere Inkontinenz – mehr als 300 ml, die Blase entleert sich unkontrolliert und dauerhaft  

 

 

Inkontinenz bei Kindern und Jugendlichen

Inkontinenz kann nicht nur im Alter auftreten, sondern auch bei Kindern und Jugendlichen, die bereits die Kontrolle über ihre Blasenentleerung gewonnen haben. Das unfreiwillige Einnässen (Enuresis) kann tagsüber oder nachts auftreten.

Inkontinenz bei Kindern nach dem 5. Lebensjahr kann verschiedene Ursachen haben. Möglich sind Gendefekte, Entwicklungsstörungen oder angeborene Fehlbildungen. Oft unterdrücken Kinder ihren Harndrang beim Spielen oder durch Schmerzen bei Harnwegsinfekten, wodurch das Zusammenspiel der Muskeln gestört wird. Auch eine überaktive Blase, die sich durch starken Harndrang bemerkbar macht, kann eine Ursache für eine Inkontinenz bei Kindern sein. ADHS kann ebenfalls einen Auslöser darstellen.

 

 

Ursachen von Inkontinenz

Mögliche Ursachen und Risikofaktoren für Inkontinenz:

  • Alter
  • Schwäche des Schließmuskels
  • überaktive Blase bei Kindern und Jugendlichen
  • Verschluss am Blasenausgang
  • Schwächung der Beckenbodenmuskulatur in Folge einer Schwangerschaft
  • Nebenwirkung von Medikamenten
  • erhöhte Harnmenge
  • vergrößerte Prostata bei Männern
  • funktionelle Störungen wie nach einem Schlaganfall oder bei Demenz
  • Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Diabetes mellitus oder Parkinson
  • starkes Übergewicht
  • Darmbeschwerden wie eine chronische Verstopfung oder das Reizdarmsyndrom

 

 

Inkontinenzprodukte – für mehr Sicherheit im Alltag

Inkontinenzprodukte verhelfen zu mehr Selbstvertrauen und Wohlbefinden! Sie unterstützen Betroffene dabei, ein normales und aktives Leben zu führen, indem sie ihnen Schutz und Sicherheit bieten. Darüber hinaus können sie dazu beitragen, Hautirritationen und Infektionen durch ständige Nässe und Reibung zu vermeiden. Spezielle Inkontinenzprodukte ermöglichen es, den Alltag ohne Angst vor unangenehmen Zwischenfällen zu meistern.

Zu den gängigen Inkontinenzhilfsmitteln gehören Windeln, Einlagen, Vorlagen, Unterlagen sowie Inkontinenzhosen. Die Produkte sind in verschiedenen Größen und Saugstärken erhältlich, um den individuellen Bedürfnissen der Anwender gerecht zu werden. Während einige Produkte speziell für Männer oder Frauen entwickelt wurden, gibt es andere, die sich für beide Geschlechter eignen.

 

 

Wer zahlt Inkontinenzprodukte?

Inkontinenzprodukte sind Hilfsmittel und gehören damit zu Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Das bedeutet: Sie haben Anspruch auf eine anteilige Kostenübernahme für Inkontinenzprodukte. Damit die Krankenkasse Windeln, Unterlagen und Co. übernimmt, muss eine ärztliche Verordnung vorliegen, die entsprechende Angaben enthält: Diagnose, Begründung, Hilfsmittelart und Verordnungsdauer. Trotz Rezept ist eine Zuzahlung von 10 Prozent - des Rezeptwertes – zu leisten, wenn keine Anzahlungsbefreiung besteht.

Tipp: Inkontinenzhilfsmittel für Frauen, Männer und Kinder können Sie problemlos über Curro Med beziehen. Wir rechnen direkt mit der Krankenkasse ab! Bei Interesse kommen Sie gern für ein Beratungsgespräch auf uns zu.  Jetzt Kontakt aufnehmen

 

 

Was Inkontinenz mit den Betroffenen macht

Inkontinenz bei Männern und Frauen kann eine Vielzahl von emotionalen und körperlichen Auswirkungen haben. Aus Angst und Scham, über ihre Situation zu sprechen oder sich in der Nähe anderer Menschen aufzuhalten, ziehen sich Betroffene oft aus ihrem sozialen Umfeld zurück. Dies führt nicht selten zu Depressionen oder Angstzuständen. Auch das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen können massiv unter der Inkontinenz leiden.

Neben den psychischen Folgen kann eine Harn- oder Stuhlinkontinenz auch Hautschäden im Intimbereich verursachen, was wiederum zu Infektionen führt. Vor allem bei bettlägerigen Menschen steigt das Risiko für Druckgeschwüre (Dekubitus). Umso wichtiger ist eine gute Körperhygiene!

 

 

Was hilft bei Inkontinenz?

Die gute Nachricht: Inkontinenz ist in den meisten Fällen kein unabwendbares Schicksal und durchaus behandelbar. Je nach Form und Ausprägung der Inkontinenz gibt es verschiedene Therapieansätze, die ein Arzt auf Ihre individuelle Situation abstimmt.

  • Änderung der Lebensgewohnheiten (ausreichend trinken, weitgehend auf Alkohol, Koffein und Nikotin verzichten, regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung)
  • Toiletten-/Blasentraining
  • Beckenbodentraining
  • Biofeedbacktraining
  • Elektrotherapie
  • Medikamente
  • Operation (künstlicher Schließmuskel – in besonders schweren Fällen)

Und ganz wichtig: Sprechen Sie offen mit Ihrem Arzt und dem engsten Familien- oder Freundeskreis darüber. Es gibt nichts, wofür Sie sich schämen müssten!

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